Als Kniearthrose oder Gonarthrose wird der zunehmende Verschleiss des Kniegelenkes d.h. des Knorpelüberzuges des Gelenkes bezeichnet. Es gibt viele verschiedene Ursachen für die Entstehung der Arthrose, am grössten Gelenk des menschlichen Körpers. Prinzipiell wird die Gleitschicht sprich der Knorpel stärker beansprucht oder abgenutzt als es sein Aufbau erlaubt. Schlussendlich, wenn der Knorpel ganz abgenutzt ist, reibt Knochen auf Knochen. Dies ist oftmals sehr schmerzhaft.
Ursachen für die Entwicklung der Arthrose können sein: Fehlbelastung bei O-Bein oder X-Bein, Zustände nach ausgedehnten Meniskusoperationen, fehlverheilte Schienbeinkopfbrüche mit Gelenkbeteiligung oder alte Kreuzbandverletzungen respektive langdauernde Instabilitäten. Oftmals jedoch kann die Ursache nicht gefunden werden, eine gewisse familiäre Häufung kann aber beobachtet werden.
Arthrose Beschwerden beginnen meist schleichend mit Anlaufschmerzen frühmorgens oder nach längerem Sitzen. Das knie fühlt sich «eingerostet» an. Der Schmerz verschwindet nach einer gewissen Gehstrecke. Im weiteren Krankheitsverlauf nimmt die beschwerdearme Gehstrecke zusehends ab. Die Beweglichkeit des Knie nimmt ebenfalls ab, es fehlt die volle Streckung oder Biegung, Schwellungen werden beobachtet und es tritt eine Fehlstellung des Beines auf. Auch ein Hinken ist möglich.
Bei der ersten Untersuchung durch den Arzt kann meistens die Instabilität schon festgestellt werden, eine Röntgenuntersuchung wird angefügt um knöcherne Verletzungen auszuschliessen, die definitive Diagnose erfolgt mit der MRI Untersuchung, welch jedoch nicht notfallmässig durchgeführt werden muss. Es empfiehlt sich bei subjektivem Unsicherheitsgefühl eine Kniegelenksschiene anzulegen oder Stöcke zu benutzen.
Wird eine Arthrose festgestellt, und verursacht sie Probleme, muss gehandelt werden. Die Arthose kann nicht rückgängig gemacht werden, aber der Verlauf kann verlangsamt oder sogar gestoppt werden. Medikamente können die Schmerzen lindern und die Entzündung eindämmen, gelegentlich bei akutem Schmerzschub ist auch die Infiltration von Kortison ins Gelenk möglich. Physiotherapie kann mittels Bädern, Elektrotherapie, Massage, Wärme und Muskelaufbautraining Linderung bringen. Ein guter Muskelaufbau kann ein Gelenk entlasten und vor Ueber-oder Fehlbelastungen schützen. Die Benutzung von Stöcken kann vorübergehend die Gelenke entlasten.
Als operative Massnahme kann die Kniegelenksspiegelung(Arthroskopie) und die dadurch durchgeführte «Gelenkstoilette» vorübergehend Linderung bringen. Hierbei wird das Gelenk quasi geputzt d.h freie Gelenkkörper entfernt, gerissene Menisken oder abgerissene/eingerissene Knorpelstücke entfernt oder geglättet. Der Erfolg dieses kleinen Eingriffes kann nicht vorausgesagt werden, manchmal sind es Monate, manchmal auch nur Wochen. Der Eingriff kann jedoch ambulant durchgeführt werden, in einer Teilnarkose und der Patient darf nach der Operation das Kniegelenk voll belasten, d.h. stockfrei gehen.
Wenn die Ursache einer Arthrose ein Achsenfehler ist und der Patient unter 65 ist kann auch mit einer Achsenumstellungsoperation das Fortschreiten der Arthrose gebremst oder korrigiert werden.
Bei Versagen all dieser Behandlungsmethoden ist nur noch das Einsetzen eines Kunstgelenkes erfolgsversprechend. Hierbei wird die abgenutzte Knorpeloberfläche am Knie durch einen neuen künstlichen Oberflächenersatz ersetzt. Der Zeitpunkt der Operation hängt massgeblich vom Leidensdruck ab: zunehmende Schmerzen, regelmässige Schmerzmitteleinnahme, eingeschränkte Lebensqualität und/oder starke Gehbehinderung.
Das Kunstgelenk besteht aus hochpoliertem Material (Cobalt-Chrom oder Titan-Nitrit), der zwischen Oberschenkelkappe und Unterschenkelplatte gelegene Gleitflächenersatz aus Polyethylen. Das gewählte Modell ist Ihrem eigenen Knie angepasst, für Frauen steht eine speziell „schlanke“ Frauenprothese zur Verfügung. Je nach Knochenqualität wird die Prothese zementiert oder unzementiert eingebracht. Das Kunstgelenk wird die eigenen Bänder stabil zusammengehalten und die Muskelkraft sorgt für freies Biegen und Strecken.
Sie treten am Tag vor der Operation in die Klinik ein. Bei Bedarf werden noch gewisse Voruntersuchungen durchgeführt, falls Sie diese noch nicht bereits beim Hausarzt gemacht haben. Der Narkosearzt besucht Sie und bespricht die Möglichkeiten der Narkose für den Eingriff. Auch werden Sie nochmals von Ihrem Orthopäden/-in besucht.
Am Tag der Operation werden Sie nach entsprechender Vorbereitung in den Operationssaal gebracht wo die ca. 60-90min Operation, meist in einer Teilnarkose durchgeführt wird. Danach kommen Sie für einige Stunden in den Ueberwachungssaal, wo Sie bleiben, bis es Ihnen gut genug geht um zurück ins Zimmer zu gehen. Da die Operation in Blutleere und durch minimal invasive Techniken durchgeführt wird, benötigen Sie kein Fremdblut.
Bereits am ersten postoperativen Tag machen Sie die ersten Schritte, mit Unterstützung der Physiotherapie und ein paar Stöcken. Sie dürfen das Knie sofort voll belasten, die Stöcke werden zur Sicherheit eingesetzt. An diesem Tag wird auch eine Röntgenkontrolle durchgeführt und der erste Verbandswechsel vorgenommen.
Währen des restlichen Spitalaufenthaltes, Tag 2–5, wird an der Beweglichkeit des Kniegelenkes teils mit der Physiotherapie, teils mit einer Motorschiene im Bett gearbeitet, Sie erlernen das Treppensteigen und der Umgang mit dem frisch operierten Kniegelenk im Alltag. So sind Sie bei Austritt bereit nach Hause zu gehen und die notwendigsten Verrichtungen selber zu meistern. Gelegentlich bedarf es einer Unterstützung durch die Spitex oder bei wohnlichen Umständen einer Rehabilitation.
Einmal zu Hause besuchen Sie ca. 2mal wöchentlich die Physiotherapie. Die Fäden werden nach 14 Tagen entfernt und Sie dürfen nun auch wieder ungehindert ins Wasser. Das stockfreie Gangbild wird ca. nach 4–6 Wochen erreicht.